Ein kleines mittelalterliches Dorf wurde in ein luxuriöses Relais & Châteaux Hotel umgewandelt.

Borgo San Felice liegt ca. 30 Autominuten von Florenz und nur 15 Kilometer von Siena entfernt. Ein „Borgo“ ist ein kleines Dorf, daher hatte ich nur eine Ansammlung alter Häuser erwartet. Ich habe mich geirrt!

Das Hotel liegt auf einem Hügel, etwa 350 Meter über dem Meeresspiegel. Es harmoniert perfekt mit der umliegenden Landschaft. Die Authentizität von Borgo San Felice ist auf den ersten Blick klar ersichtlich, wenn man die Straße entlang der sanften und unverkennbaren Linien des Chianti Classico Senese hinauffährt. Über eine lange Auffahrt kam ich zum Eingang; der Parkplatz liegt entfernt von den Gästezimmern, so dass kein Autolärm zu hören ist.

Borgo San Felice besteht aus faszinierenden Gebäuden – Palazzi, Steinhäuser, mittelalterliche Behausungen – alle nur wenige Meter voneinander entfernt, dennoch sehr privat. Man merkt sofort, dass das Dorf schon immer oder fast immer existierte. Es ist um eine mittelalterliche Piazza herum gebaut, wo ein eleganter Patrizierpalast aus dem 18. Jahrhundert vor einer intimen Kapelle aus Kalkstein prachtvoll hervorsticht. Ich konnte es nicht erwarten, diese alten Mauern zu erkunden und zu sehen, was das Hotel zu bieten hat.

Nach dem Einchecken an der Rezeption wurde ich zu meinem Zimmer begleitet, das sich am oberen Ende der Treppe in einem kleinen Turm befand – ganz für mich allein, mit wunderschönem Blick über die Weinberge. Es befand sich in dem großen Haus, was ziemlich ominös klingt, aber das war es nicht. Ich wollte keine Zeit mit dem Auspacken verschwenden, also beschloss ich, mich sofort auf Erkundungstour zu begeben. Das kürzlich fertig gestellte dreijährige Restaurierungsprojekts führte zu einer völlig neuen Raumaufteilung und Dienstleistungsangebot. Darauf war ich neugierig.

Es war noch früh, zu früh für das Abendessen oder gar, wie die Italiener sagen, für einen Aperitivo. Nun ja…

Neben dem Verleih von Fahrrädern gibt es einen beheizten Pool, der von einem wunderschönen Garten umgeben ist, mit Blick bis nach Siena; zwei Tennisplätze direkt vor dem Borgo, Bocciaplätze, ein Fitnesscenter sowie ein Spa, das in der ursprünglichen Ölmühle untergebracht ist. Dort wird alles von Gesichtsbehandlungen bis hin zu Ganzkörper- und personalisierten Behandlungen angeboten. Die Weinhandlung bietet eine fantastische Auswahl der besten toskanischen Weine, unter anderem viele aus eigener Produktion, sowie einige lokale Lebensmittel.

Borgo San Felice ist auch ein Wein Resort. Viele internationale Auszeichnungen haben die prestigeträchtige Weinproduktion von San Felice gekrönt. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die im Laufe der Jahre den auf diesen Gütern erzeugten Weinen verliehen wurden, gehören Il Grigio, Poggio Rosso, Campogiovanni Brunello di Montalcino und Il Vigorello. Die jüngste Auszeichnung ist der begehrte Titel für den Chianti Classico San Felice 2016, der in der weltweiten Top-100 Weinliste 2018, die von dem amerikanischen Wine Spectator Magazin erstellt wurde, den 19. Platz erreichte.  Der Weinkeller kann auf Anfrage besichtigt werden, und es finden geführte Weinproben statt.

Und dann gibt es natürlich noch das Restaurant The Poggio Rosso, in dem „Toskanische Feinheiten“ zelebriert werden. Das exquisite Gourmet-Angebot war Teil des Renovierungsprojekts und hat nun eine entschieden internationale Ausrichtung. Die toskanische Tradition wird dank der Zusammenarbeit mit Chefkoch Enrico Bartolini und dem neuen Küchenchef Juan Camilo Quintero weiterhin respektiert und aufgewertet. Erst im vergangenen Jahr wurde das Restaurant mit seinem ersten Michelin-Stern ausgezeichnet. Für eine einfachere Form der Küche oder einen schnellen Imbiss gibt es die Osteria del Grigio, ganz im Sinne der toskanischen Tradition.

Das Ausmaß der Einrichtungen gibt dem Hotel ein sehr eigenständiges Gefühl. Man muss nirgendwo hingehen, es sei denn, man möchten nahegelegene Sehenswürdigkeiten besuchen. An der Rezeption erhält man Reisepläne für Ausflüge außerhalb des Hotels. Den Gästen stehen ein Hubschrauberlandeplatz und zwei Tesla-Ladestationen für elektrisch betriebene Fahrzeuge zur Verfügung.

Der Ort San Felice wird zum ersten Mal im Jahr 714 erwähnt, als er die Ursache der Auseinandersetzungen zwischen den Bischöfen in Arezzo und Siena war.  Niemand weiß, wann das Dorf tatsächlich gegründet wurde, aber es muss viele Jahre davor gewesen sein.

An einem Ende befindet sich eine kleine romanische Kirche; die antike Pieve di San Felice wurde im 8. Jahrhundert erbaut (und 1705 rekonstruiert, als sie erweitert und um ein eigenes Kirchenschiff ergänzt wurde). Ab dem 9. Jahrhundert litt die Stadt unter der Pest, die im Chianti-Viertel über 80.000 Menschen tötete, und den feindlichen Kämpfen, die um sie herum tobten. Söldnertruppen sowie spanische und Schweizer Söldner, die in den Diensten von Florenz standen, verwüsteten das Gebiet. Es gab eine zweite aragonische Invasion, bekannt als die Schlacht von San Felice, an der die Familie Ricasoli beteiligt war. Daneben gab es ständige Kämpfe zwischen Siena und Florenz, die sich über vier Jahrhunderte hinzogen, bis zum Fall der Republik Siena im Jahr 1555.  Es ist erstaunlich, dass dieses kleine Dorf überlebt hat!

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befand sich der Ort im Besitz der Familie Del Taja, der es bis 1968 gelang, ihn zu erhalten. Die Nachkriegsjahre waren jedoch hart, da das Leben in den Großstädten Italiens die Menschen mehr anzog, als die Armut auf dem Land. In weniger als 20 Jahren schrumpfte die Dorfbevölkerung von 240 auf 90 Personen, und selbst die Kapelle schien einzustürzen. Die Familie Del Taja verkaufte das Dorf an eine Mailänder Versicherungsgesellschaft, die Riunione Adriatica di Sicurta, die sich darauf konzentrierte, die Weinberge in Form zu bringen. Anfang der 1970er Jahre begann ein neues Entwicklungsmodell: Das Weingut wurde von der Allianz-Gruppe gekauft, die auf ökologische und regionale Qualität setzte. Ende der 1980er Jahre wurde ein neuer Plan zur Restaurierung des Dorfes und zur Errichtung eines Hotels in die Tat umgesetzt; 1990 wurde das Hotel eröffnet.

Dank des jüngsten Renovierungsprojekts hat sich nicht nur die Zahl der Zimmer im Hotel von 49 auf 60 erhöht, sondern auch die 29 Zimmer und 31 Suiten wurden alle vollständig renoviert. Sie sind auf die verschiedenen Gebäude verteilt, was den Gästen das Gefühl vermittelt, in einer Stadtwohnung und nicht in einem Hotelzimmer zu wohnen. Jedes Zimmer bzw. jede Suite wurde mit exquisitem Geschmack dekoriert. Einige davon bieten eine hervorragende Aussicht über Weinberge und in Richtung Siena.

Zwei neue Ergänzungen sind die Villa Casanova mit drei voll ausgestatteten Apartments für insgesamt 9 Zimmer, komplett mit großem Garten und Pool sowie die Villa Colonna, die den Gästen eine intimere Lösung bietet, bestehend aus nur zwei Schlafzimmern und einem privaten Garten mit Pool, der von Olivenbäumen umgeben ist und auf die nahe gelegenen Hügel blickt.

Borgo San Felice liegt zwar in der Nähe von Großstädten, doch es scheint eine Million Meilen von allem entfernt zu sein. Borgo San Felice Tel. +39 0577 3964 Località San Felice – 53019 Castelnuovo Berardenga (Siena) www.borgosanfelice.com * info@borgosanfelice.it